Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt als die zentrale Kennzahl für wirtschaftliches Wachstum. Vereinfacht gesagt, misst es den Gesamtwert aller in einem Land produzierten Waren und Dienstleistungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Doch spiegelt es wirklich den tatsächlichen Fortschritt einer Wirtschaft wider? Ein einfaches Beispiel zeigt, dass das BIP irreführende Signale senden kann – besonders in Bezug auf Innovation, Effizienz und Nachhaltigkeit. Zur Veranschaulichung wird das BIP in diesem Beispiel auf ein einzelnes Unternehmen bezogen.
Unternehmen macht alles richtig – und „schrumpft“ laut BIP
Ein Unternehmen verkauft ein Produkt für 100 Geldeinheiten (z. B. Euro) und produziert davon 1.000 Stück im Jahr. Damit erzielt es einen Gesamtumsatz von 100.000 Geldeinheiten und einen Gewinn von 10.000 Geldeinheiten.
Dann gelingt dem Unternehmen eine technologische Innovation: Es kann das Produkt mit der Hälfte der bisherigen Herstellungskosten produzieren und bietet es daher nun für 50 Geldeinheiten an. Das macht das Produkt für die Kunden attraktiver – die Nachfrage steigt auf 1.400 verkaufte Einheiten. Der Gesamtumsatz sinkt dadurch auf 70.000 Geldeinheiten, aber der Gewinn steigt auf 14.000 Geldeinheiten.
Mit anderen Worten:
- Mehr verkaufte Produkte
- Geringere Preise für Verbraucher und Verbraucherinnen
- Höhere Gewinne für das Unternehmen
- Bessere Ressourcennutzung durch effizientere Produktion
Und doch würde das BIP einen Rückgang anzeigen, weil es sich nur am nominalen Gesamtumsatz orientiert. Laut offizieller Wirtschaftsmessung wäre das Unternehmen also „geschrumpft“, obwohl es real mehr produziert, mehr verdient und nachhaltiger wirtschaftet.
Warum ist das ein Problem?
Das BIP misst nur Geldflüsse, aber nicht Effizienz, Produktivitätsfortschritt oder Nachhaltigkeit. Das bedeutet:
- Es belohnt hohe Preise und große Geldflüsse, aber nicht Innovationen, die Ressourcen schonen und Produkte für mehr Menschen zugänglich machen.
- Es berücksichtigt nicht, dass mehr Produktion mit weniger Arbeits- und/oder Materialeinsatz möglich ist – ein echter Fortschritt für Umwelt und Gesellschaft.
- Es kann technischen Fortschritt und nachhaltige Lösungen als negativ darstellen, obwohl sie langfristig die Wirtschaft und den Planeten entlasten.
Nachhaltigkeit und Wachstum – ein Widerspruch?
In einer nachhaltigen Wirtschaft geht es darum, weniger Ressourcen zu verbrauchen, effizienter zu produzieren und trotzdem Wohlstand zu sichern. Doch das BIP bewertet solche Fortschritte mitunter nicht als Wachstum, sondern als Rückgang.
Das führt zu absurden Situationen:
- Wenn ein Unternehmen weniger Rohstoffe verbraucht und Energie spart, kann das BIP sinken – obwohl das eine positive Entwicklung ist.
- Wenn Menschen langlebige Produkte kaufen, statt ständig Neues zu konsumieren, kann das BIP stagnieren – obwohl weniger Müll und Energieverbrauch die Umwelt entlasten.
- Wenn ein Land in Kreislaufwirtschaft und Recycling investiert, kann das BIP niedriger ausfallen als in einer Wirtschaft, die viele Einwegprodukte produziert – obwohl die nachhaltigere Wirtschaft langfristig stabiler ist.
Warum wir mehr als das BIP brauchen!
Das BIP kann ein grober Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung sein, aber es ist kein perfektes Maß für Wohlstand, Fortschritt oder Nachhaltigkeit. Technologische Verbesserungen, steigende Effizienz und nachhaltigere Produktion sind echte wirtschaftliche Erfolge, die im BIP nicht unbedingt richtig abgebildet werden.
Eine nachhaltige Wirtschaft bedeutet nicht, immer mehr zu produzieren, sondern intelligenter, ressourcenschonender und effizienter zu wirtschaften. Deshalb brauchen wir neben dem BIP weitere Indikatoren, die nicht nur Umsatzsteigerungen messen, sondern auch Innovation, Umweltfreundlichkeit und gesellschaftliches Wohlergehen einbeziehen. Denn Wachstum ist nur dann sinnvoll, wenn es auch langfristig gut für Mensch und Natur ist. Dazu demnächst mehr auf dieser Webseite.
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